Alpine Kulturwanderung Ötztal -Schnalstal im September 2020
Geführte Trekkingreise vom Ötztal/Tirol ins Schnalstal/Südtirol, Wandertheater, Schafübertrieb, Rofenhöfe
Kleine coronabedingte Anpassungen der Alpinen Kulturwanderung wurden bereits im Vorfeld mit unseren Teilnehmern besprochen. Ein Mundschutz wurde Bestandteil der neuen Packliste und ein eigener Schlafsack und Kopfkissenbezug wurde für die Hüttenübernachtungen mit eingepackt. Das Hirtenfest mit Tanzmusik und Hornbläsern nach dem traditionellen Schafübertrieb wurde abgesagt, stattdessen gab es einen würdigen Empfangsapplaus der Besucher in Kurzras.
Das Wetter hingegen verlangte keine Anpassungen – es war einfach spitze! Regenjacke und -hose blieben ungenutzt im Rucksack, dafür mußte der Bestand an Sonnencreme in Kurzras aufgefüllt werden.
Unserem ersten kulturellen Höhepunkt folgten wir mit kleinem Tagesgepäck und Funkkopfhörer im Ohr. Beginnend in Vent folgten wir dem Wandertheater „Friedl mit der leeren Tasche“, das die Geschichte der Flucht Herzog Friedrichs IV von Tirol durch das Ötztal vor 600 Jahren an den Originalschauplätzen vorführt.
Ein sehr beeindruckendes Schauspiel, das uns nebenbei einen angenehmen Start ins Bergwandern bescherte. Ein kleines Geschenk war die Begegnung mir dem hier ansässigen Steinadlerpaar, das ruhig und elegant über eine Szene des Schauspiels hinwegschwebte. Am nächsten Tag entschieden wir uns für den direkt am Geierwallihof beginnenden, recht steilen Bergweg von Rofen zur Breslauer Hütte (2886m), wo wir passend zur Mittagszeit eine Suppe auf der Terrasse genießen konnten. Anschließend folgten wir dem Panoramaweg, der uns fantastische Blicke über das Rofental, Vernagttal und die imposanten Berggipfel bot. Am Abend waren wir zu Gast bei der Familie Klotz und ließen uns in heimischer Atmosphäre von ihrer 600 jährigen Familiengeschichte, dem Leben in dieser abgelegenen Region und ihren besonderen Rechten erzählen. Mit gepackten Rucksäcken für die folgenden fünf Tage wanderten wir am nächsten Tag gemütlich durch das wildromantischen Rofenstal zum Hochjoch Hospiz und nahmen uns unterwegs ausreichend Zeit für die geologischen Besonderheiten der Region. Am Abend stimmen wir uns zeitlich mit den Schäfern für den kommenden Tag des traditionellen Schafübertriebs ab.
Während eine kleine Gruppe der Schäfer mit den kleineren Lämmern bereits um 5:00 Uhr morgens aufbrach, machten wir uns um 07:00 Uhr mit 1400 Schafen auf den Weg, umgeben von unzähligen „mähh“-Klängen, Glöckchengebimmel, Hundegebell und Hirtenrufen. Zu Beginn halfen wir den Hirten dabei zwei „Ausreißer“ auf den richtigen Weg zu bringen, die sich weigerten über eine enge Brücke zu gehen und stattdessen den rückwärtigen Hang hinauf liefen (man wundert sich, wieviel Zeit, Kraft und Menscheneinsatz zwei kleine Ausreißer binden können, und mit wieviel Leichtigkeit sie uns anschließend im zügigen Schaftempo „abhängen“ als sei nichts gewesen. An der Schönen Aussicht Hütte wurden die Schafe von zahlreichen Besuchern erwartet, bevor nach einer kurzen Pause der Abstieg nach Kurzras fortgesetzt wurde. In Kurzras entschieden wir uns einen Pausentag einzulegen – ein einheitlicher Wunsch unserer Gäste, der sich durch einige Umplanungen erfüllen ließ. Die Beine waren schwer und die Unterkunft idyllisch schön.
Unsere Wanderung vom Vernagt-Stausee zur Similaunhütte war sehr sonnenverwöhnt.
Nach den Schafen teilten wir nun abschnittsweise mit jungen Rindern den Weg.
Viele von Quellen und Schneefeldern gespeiste Bäche flossen uns im Aufstieg entgegen. Der letzte Abschnitt führte uns im steilen Aufstieg durch Geröll und Fels. Hier war der Weg stellenweise an ausgesetzten Passagen drahtseilversichert. Die Wärme forderte von uns viele Trinkpausen. Dementsprechend glücklich saßen wir nach unserer Ankunft mit kühlen Getränken auf der Sonnenterrasse der Similaunhütte und genossen beim Abendessen den fantastischen Ausblick durch die Panoramafenster auf die südlich gelegenen Berggipfel der Ortler-Gruppe und den Similaungletscher mit dem imposanten 3600m hohen Similaun. Nachts zeigte er sich unter einem fantastischen Sternenhimmel.
Für den nächsten Tag meldete der Wetterbericht zum Nachmittag örtliche Gewitter. Also starteten wir gleich nach dem Frühstück zum Tisenjoch. Vor ziemlich genau 29 Jahren, am 19. September 1991 wurde die Gletschermumie „Ötzi“ in einer Felsmulde wenig unterhalb des Tisenjochs entdeckt. Der Weg führt über festes Blockgelände, stellenweise versicherte Steige und Schneefelder zu dem ca. 3m hohen Denkmal, von dessen Platz wir den grandiosen Ausblick zum Similaun, Vernagt-Stausee, Fineilspitze und Hauslabjoch genossen.
Der letzte Tag führte uns aus der Hochgebirtswelt hinaus und durch das Niedertal über die Martin-Busch-Hütte hinab nach Vent. Mit einem gemütlichen Restaurantbesuch ließen wir die erlebnisreiche Wanderwoche ausklingen.